KvDaZ – Kernvokabular Deutsch als Zweitsprache
In der Vorbereitungsklasse unserer Schule werden die zugewanderten Kinder möglichst schnell mit dem nötigen Vokabular versorgt, welches ihnen eine Teilhabe sowohl im sozialen als auch im unterrichtlichen Umfeld ermöglicht. Dies geschieht im direkten Lehrer-Schüler-Austausch. Die Kinder werden aber auch an Materialien herangeführt, die ihnen ein eigenständiges Weiterarbeiten gestatten. Die meisten dieser Materialien sind allerdings schriftgestützt, so dass sie den Kleinsten, die noch nicht alphabetisiert wurden, nicht zugänglich sind. Genau an dieser Stelle greift das Konzept „Kernvokabular Deutsch als Zweitsprache“ (KvDaZ). Es schließt die Lücke, in der sich die Kinder befinden, wenn sie gerade erst nach Deutschland gekommen sind. Ihnen wird in den ersten Wochen ein grundlegender Wortschatz, das sogenannte Kernvokabular, nahegebracht, mit dem sie sich zum einen mit den anderen Kindern ihrer Peergroup verständigen als auch am Unterrichtsgeschehen teilnehmen können.
Dieses Kernvokabular umfasst die 200 Wörter, die Nachforschungen zufolge 80 Prozent unserer täglichen Unterhaltungen ausmachen. Vertreten sind hier weniger Nomen, wie sie in den meisten Sprachlehrwerken vermittelt werden, vielmehr werden „die kleinen Wörter“ der notwendigen Alltagssprache thematisiert, die es ermöglichen, in kontextnahen Aktivitäten uneingeschränkt handeln zu können. So steht zum Beispiel im Vordergrund Befindlichkeiten auszudrücken, Handlungen einzufordern, Fragen zu stellen oder Standpunkte zu verdeutlichen. Dadurch erhalten die Kinder einen schnellen Zugang in soziale Interaktionen und sie selbst nehmen ihre eigenen Lernfortschritte schnell wahr. Dies stärkt nachhaltig die gesellschaftliche Teilhabe und so den Zusammenhalt untereinander.
Ein entscheidendes Element für einen erfolgreichen Spracherwerb in dieser speziellen Situation ist der Einsatz der sogenannten „Kölner Kommunikationstafel“, die dieses Kernvokabular zur Verfügung stellt und in besonderer Weise visualisiert. Bei ihrem Einsatz im Unterricht werden alle situationsrelevanten Wörter zusätzlich zum Schriftbild durch Symbole dargestellt, so dass das Kind sie nicht nur erlesen muss. Dies hilft auch älteren Kindern, die in ihrem Heimatland zwar schon alphabetisiert wurden, dabei aber Schriftzeichen kennen gelernt haben, die sich deutlich von denen der deutschen Sprache unterscheiden. Jedes Symbol steht auf einer einzelnen Karte, die auf der Rückseite mit einem Stück Klettband versehen wurde und somit auf der vorstrukturierten und mit Filz bespannten Tafel hält. Die Kinder nehmen die Karten und setzen sie zu für sie bedeutungsrelevanten Aussagen zusammen. Dabei sprechen sie jedes Wort immer und immer wieder mit. Darüber hinaus gibt es noch andere Hilfsmittel und Spiele, um das angestrebte „Kernvokabular“ zu erwerben. Das gesamte Material ist sehr ansprechend gestaltet und besitzt somit einen hohen Aufforderungscharakter. Die Kinder treten schnell in Interaktionen miteinander und wenden den neu eingeführten Wortschatz im geführten Dialog und in eigenen Gesprächskreisen innerhalb der gesamten Lerngruppe an. Der Erwerb der Alltagssprache dient dann als Brücke zum Erwerb der Bildungssprache.